Mein Engagement in der Friedenbewegung

Augsburger Friedensinitiative(AFI)/GERMANY / Klaus Stampfer

 Beruflich arbeite ich seit 32 Jahren als Software-Entwicklungsingenieur in einer international tätigen Firma. Wenn alles nach Plan verläuft werde ich in drei Jahren in den Ruhestand wechseln.

 Mein Vater wurde 1939 im Alter von 17 Jahren zum Militär eingezogen. In einem verbrecherischen Krieg musste er in Russland und in Frankreich gegen Menschen kämpfen, die ihm nichts angetan hatten und von der Nazi-Regierung als Feinde erklärt wurden. In Frankreich wurde er verwundet, kam in Kriegsgefangenschaft und konnte im Alter von 26 Jahren wieder nach Hause kommen. Über diese Zeit sagte er später immer, dass man ihm seine Jugend gestohlen hat. Zuhause ankommen hatte er erfahren, dass seine drei Brüder im Krieg getötet wurden.  Zeit seines Lebens hat mein Vater Militär und Militarismus verachtet, denn er hatte den Krieg mit allen seinen Grausamkeiten selbst miterlebt.

 Diese antimilitaristische Einstellung meines Vaters hat mich auch beeinflusst in meiner politischen Entwicklung. Aus tiefster Überzeugung konnte ich die Grundsatzerklärung der War Resisters International unterschreiben, die lautet: „Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuwirken“. Ich habe 1972 den Kriegsdienst verweigert, zu einer Zeit als Kriegsdienstverweigerer noch als Drückeberger bezeichnet wurden. Seit nahezu 40 Jahren bin ich nun in der Friedensbewegung engagiert, in der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner (deutscher Zweig der War Resisters International) und in der Augsburger Friedensinitiative. Zusammen mit anderen Friedenfreunden und Friedensfreundinnen veranstalten wir jedes Jahr den Augsburger Ostermarsch für Frieden und Abrüstung, wir beteiligen uns am Augsburger Friedenfest, das jedes Jahr am 8. August gefeiert wird und in Augsburg ein Feiertag ist. In den vier Wochen im November führen wir die Augsburger Friedenswochen durch. Natürlich engagieren wir uns gegen aktuelle Kriege, besonders gegen den Krieg in Afghanistan, an dem die deutsche Bundeswehr beteiligt und in dem deutsche Soldaten Menschen töten und selbst getötet werden.

 Berthold Brecht, ein berühmter Sohn der Stadt Augsburg, hat beim Wiener Kongress für den Frieden 1952 gesagt:
„Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns heute schon vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie noch vor sich haben, so wenig tun sie dagegen. Und doch wird mich nichts davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zuwenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“